Nasennebenhöhlen reinigen

Lesedauer 4 Minuten

Verstopfte oder druckempfindliche Nasennebenhöhlen sind nicht nur lästig, sie können auch Kopfschmerzen, Riechstörungen, nächtliches Schnarchen und wiederkehrende Infekte begünstigen. Die gute Nachricht: Mit ein paar bewährten, sicheren Methoden lassen sich die Nasennebenhöhlen reinigen, Schleim lösen und die Schleimhaut beruhigen – ganz ohne aggressive Chemie. In diesem Ratgeber erhalten Sie eine vollständige, praxisnahe Anleitung, die sowohl für akute Beschwerden (z. B. bei Erkältung, Pollenallergie, trockener Luft) als auch zur Vorbeugung geeignet ist.

Nasennebenhöhlen reinigen: Die besten Methoden, sichere Schritt-für-Schritt-Anleitung und häufige Fehler

Warum die Nasennebenhöhlen überhaupt reinigen?

Unsere Nasennebenhöhlen (Kieferhöhle, Stirnhöhle, Keilbeinhöhle, Siebbeinzellen) sind über kleine Öffnungen mit der Nasenhöhle verbunden. Feine Flimmerhärchen transportieren Schleim mit Staub, Allergenen und Keimen Richtung Rachen ab. Wird die Schleimhaut gereizt oder schwellen die Engstellen zu, staut sich Schleim – Druckgefühl, Kopfschmerz und Infektneigung sind die Folge. Regelmäßige Spülung und Pflege helfen, Sekret zu verflüssigen, Reizstoffe auszuspülen und die Selbstreinigung zu unterstützen.

Methode Nr. 1: Nasendusche/Neti Pot – der Goldstandard

Vorteile: Gründliche Reinigung, gute Verträglichkeit, ideal bei Erkältung, Allergie und trockener Schleimhaut.

Das benötigen Sie:

  • Nasendusche oder Neti Pot
  • Steriles Wasser: destilliert, abgekocht (mind. 1 Minute, anschließend abkühlen) oder steril verpacktes Spüllösungs-Konzentrat
  • Salzlösung (fertige Beutelchen sind am einfachsten) oder selbst gemischte isotonische Lösung

Sichere Salzlösung (isotonisch 0,9 %):

  • 9 g Salz pro 1 Liter Wasser
  • Für 250 ml: 2,25 g Salz
    Verwenden Sie möglichst jod- und zusatzstofffreies Kochsalz (NaCl). Viele vertragen außerdem eine kleine Pufferung mit Natriumhydrogencarbonat (Natron), z. B. ¼–½ g pro 250 ml. Am bequemsten sind fertige Sachets, da sie korrekt dosiert und gepuffert sind.

Wasserhygiene ist Pflicht: Nutzen Sie niemals unbehandeltes Leitungswasser in der Nasendusche. Verwenden Sie destilliertes Wasser oder zuvor abgekochtes und abgekühltes Wasser. Das schützt vor Keimen, die in der Nase nichts zu suchen haben.

So geht’s Schritt für Schritt:

  1. Salzlösung frisch ansetzen (handwarm, ungefähr Körpertemperatur).
  2. Über Waschbecken vorlehnen, den Kopf leicht zur Seite neigen.
  3. Tülle sanft ans obere Nasenloch setzen, Mund öffnen und ruhig durch den Mund atmen.
  4. Lösung einlaufen lassen, bis sie aus dem unteren Nasenloch wieder austritt.
  5. Seite wechseln, dann am Ende sanft schnäuzen (ein Nasenloch nach dem anderen), ohne Druck in die Ohren zu geben.
  6. Nach der Spülung 10–20 Minuten auf kräftiges Schnäuzen verzichten, damit Restflüssigkeit ablaufen kann.

Häufigkeit:

  • Akut (Erkältung, Pollenflug): 1–2× täglich
  • Pflege/Prävention: 3–4× pro Woche oder nach Bedarf (z. B. nach Sport in staubiger Luft)

Wann Sie vorsichtig sein sollten:
Starke Ohrenschmerzen/akuter Infekt des Mittelohres, komplett verlegte Nase ohne Durchfluss, frisch nach Operationen (nur nach ärztlicher Freigabe), Kinder nur mit Anleitung und passender Kanne. Bei brennendem Gefühl stimmt oft die Konzentration (zu salzig/zu wenig salzig) oder die Temperatur nicht.

Pflege der Nasendusche:
Nach jeder Anwendung auseinandernehmen, mit heißem Wasser abspülen und lufttrocknen. Täglich mit mildem Spülmittel reinigen, regelmäßig desinfizieren (je nach Material mit kochendem Wasser oder Spülmaschine). Gerät bei Abnutzung austauschen – so vermeiden Sie Biofilm.

Methode Nr. 2: Salz-Nasensprays (isotonisch und hyperton)

  • Isotonische Sprays (0,9 % NaCl) befeuchten, lösen Krusten und sind hervorragend für den Alltag und trockene Heizungsluft geeignet – beliebig lange anwendbar.
  • Hypertone Sprays (z. B. 2–3 % NaCl) entziehen der Schleimhaut kurzzeitig Wasser und lassen sie abschwellen. Praktisch bei starkem Druckgefühl, aber nicht für ständige Daueranwendung gedacht, da sie etwas brennen können.

Wichtig: Verwechseln Sie salzhaltige Pflege-Sprays nicht mit abschwellenden Wirkstoffsprays (z. B. Xylometazolin/Oxymetazolin). Letztere nur kurzzeitig (max. 3–5 Tage) nutzen, sonst droht „Rebound“ mit chronischer Abhängigkeit.

Methode Nr. 3: Inhalation mit Wasserdampf

Warmer Wasserdampf (ohne Zusätze) kann Sekrete verflüssigen und lindert das Druckgefühl.
So geht’s: Heißes, nicht kochendes Wasser in eine Schüssel, Handtuch über Kopf und Schüssel, 10 Minuten ruhig durch die Nase atmen. Ein- bis zweimal täglich möglich. Vorsicht bei Kindern (Verbrühungsgefahr). Ätherische Öle können bei Asthma/Empfindlichkeit Bronchospasmen auslösen – wenn überhaupt, nur sehr sparsam einsetzen.

Methode Nr. 4: Warme Kompressen

Eine warme, feuchte Kompresse (z. B. auf Stirn und Wangen) 10–15 Minuten auflegen. Die Wärme fördert die Durchblutung, lindert Druck und hilft beim Abfluss. Ideal in Kombination mit Spülung oder Spray.

Methode Nr. 5: Hydration und Raumklima

Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee. Achten Sie auf 40–60 % Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer; ein Luftbefeuchter mit sauberem Tank kann helfen. Lüften Sie regelmäßig, vermeiden Sie Rauch und stark staubige Umgebung.

Methode Nr. 6: Lagerung und sanfte Techniken für den Abfluss

  • Nach der Spülung oder abends Oberkörper erhöht lagern.
  • Leichte Vibrationsmassage/Klopfen (sanft) über Kiefer- und Stirnhöhlen unterstützt den Abfluss.
  • Nasenatmung trainieren: langsame, ruhige Atemzüge, ggf. kurze Spaziergänge an frischer, feuchter Luft.

Methode Nr. 7: Allergie-Management

Wenn Pollen, Hausstaub oder Tierhaare die Auslöser sind, hilft ein Allergiekonzept: regelmäßige isotonische Spülung, Allergenvermeidung (z. B. Pollenschutzgitter, Bettwäsche für Allergiker), ggf. antiallergische Medikamente nach ärztlicher Empfehlung. Spülen Sie abends, um Pollen aus der Nase zu entfernen.

Häufige Fehler – und wie Sie sie vermeiden

  1. Leitungswasser direkt verwenden: immer destilliert, steril oder zuvor abgekocht und abgekühlt einsetzen.
  2. Falsche Salzkonzentration: brennt oder reizt. Orientieren Sie sich an 0,9 % (9 g/L) oder nutzen Sie fertige Sachets.
  3. Zu kaltes/zu heißes Wasser: handwarm ist angenehm und schonend.
  4. Zu kräftig schnäuzen: Druck in die Nebenhöhlen oder ins Ohr kann Beschwerden verstärken.
  5. Geräte nicht reinigen: Biofilm fördert Keime – nach jedem Gebrauch reinigen und trocknen.
  6. Abschwellende Sprays zu lange nutzen: Rebound-Risiko, im Zweifel ärztlich beraten lassen.

DIY-Rezeptbox (für Eilige)

  • Isotonische Spüllösung (250 ml):
    250 ml steriles/abgekochtes Wasser + 2,25 g Salz (≈ knapp ½ TL, je nach Löffelgröße) + optional 0,25–0,5 g Natron. Gründlich auflösen, handwarm verwenden, Reste verwerfen.
  • Isotonisches Nasenspray selbst ansetzen?
    Hygienisch heikel wegen Konservierung und Keimrisiko in Sprühflaschen. Besser: sterile Fertigprodukte nutzen.

Wann Sie ärztlichen Rat einholen sollten

  • Starke Gesichtsschmerzen, Fieber, ausgeprägtes Krankheitsgefühl
  • Beschwerden länger als 10 Tage ohne Besserung oder häufiger Rückfall
  • Schwellung um Augen, Doppelbilder, Sehstörungen
  • Einseitiger übler Geruch oder einseitige blutige Sekretion
  • Immunschwäche, schwere Grunderkrankungen oder Schwangerschaft mit anhaltenden Beschwerden
  • Kinder mit starkem Druckschmerz, hohem Fieber oder reduzierter Trinkmenge

In diesen Situationen ist eine ärztliche Abklärung wichtig, um bakterielle Entzündung, Polypen, Anatomie-Probleme oder Komplikationen auszuschließen. Bei chronischer Rhinosinusitis (>12 Wochen) profitieren viele von einem strukturierten Behandlungsplan (Spülung, Steroid-Nasenspray, Allergenmanagement, ggf. operative Optionen).

Die Nasennebenhöhlen schonend zu reinigen ist einfach und wirksam: Nasendusche mit isotonischer, hygienisch sicherer Salzlösung ist die erste Wahl. Ergänzend helfen isotonische oder bei Bedarf hypertone Salzsprays, Dampfinhalation, warme Kompressen, gutes Raumklima und eine erhöhte Schlafposition. Vermeiden Sie Leitungswasser in der Nasendusche, achten Sie auf korrekte Dosierung und saubere Gerätepflege. Bei starken, anhaltenden oder atypischen Beschwerden gilt: frühzeitig ärztlich abklären.

Titelfoto von: temu.com/